Sieben Jahre lang führte Dr. Udo Bender die Geschicke der Wohnungsbaugenossenschaft  Gotha e.G. Als Vorstandsvorsitzender scheidet er nun zum Ende des Jahres satzungsgemäß aus und übergibt das Zepter an seine beiden Vorstandskollegen Heike Backhaus und Steffen Priebe. Mit der Aussicht auf den verdienten Ruhestand erfüllte sich der leidenschaftliche Bergwanderer vor Kurzem einen Herzenswunsch und bestieg gemeinsam mit seiner Frau den Kilimanjaro. Der Allgemeine Anzeiger sprach mit dem 65-Jährigen über Aussichten, Ansichten und Weitsichten vom Uhuru Peak und einen erfüllten Unruhestand.
 
Kili2Herr Dr. Bender, die Aussicht vom höchsten Punkt Afrikas, dem Uhuru Peak in 5.895 Metern Höhe war sicher überwältigend. Welche Aussichten boten sich Ihnen, als Sie 2003 die Geschäfte der wbg in Ihre Hände nahmen?
Dr. Bender: Schon einige Zeit vor meinem offiziellen Eintritt in die wbg pflegte ich mit meinen Vorstandskollegen eine enge Zusammenarbeit. Das große Bauprojekt in der Fritzelsgasse hatte gerade Gestalt angenommen und die Umsetzung stand kurz bevor. Weiterhin analysierten wir, welche Potentiale in der Genossenschaft stecken. Erst danach suchten wir nach einer Strategie, stellten sämtliche Routinevorgänge und Verträge auf den Prüfstand und begannen mit der Umsetzung der Teilschritte. Große, qualitative Veränderungen erreicht man schließlich nicht von heute auf morgen, sondern nur Schritt für Schritt.
 
Sicher gab es auch den einen oder anderen Rückschlag – wie gingen Sie damit um?
Dr. Bender: Natürlich. Gerade im Projekt Fritzelsgasse taten sich immer wieder Schwierigkeiten auf, einmal mussten wir sogar im vollen Galopp die Pferde wechseln, wie man so schön sagt. Das schweißt allerdings auch zusammen. Und wenn der Verwaltungsalltag erst einmal routiniert ist, bekommt man auch den Kopf frei für neue Ideen.
 
Die Leistungsbilanz Ihrer Arbeit als Vorstandsvorsitzender ist lang – Sie können heute auf viele erfolgreiche Veränderungen und Projekte blicken. Worauf sind Sie besonders stolz?
Dr. Bender: Zuerst und am wichtigsten sind mir die erreichten Klimaveränderungen im Unternehmen und das wiedergewonnene gegenseitige Vertrauen. Das Ergebnis zeigt sich heute in der guten Zusammenarbeit, die wir auf kommunaler und Landesebene mit Planungsamt, Architekten, Baufirmen und natürlich mit unseren Mitgliedern pflegen. Uns war es immer wichtig, Vertrauen aufzubauen, fair zu verhandeln und transparent zu informieren. Erfolg ist immer Teamwork.
 
Viele Touristen träumen von der Besteigung des Kilimanjaro, doch nicht alle erreichen tatsächlich den Gipfel. Und so wie die anstehenden Projekte haben Sie auch Ihre Bergwanderung sehr langfristig vorbereitet. Warum?
Dr. Bender:. Innerhalb der 8-tägigen Tour hinauf zum Uhuru Peak durchquert  man vier Vegetationszonen mit unterschiedlicher Temperatur von 30°C bis -15°C und stark schwankender Luftfeuchtigkeit. Dabei steigt man 7 Tage auf fast 6.000 Höhenmeter, was manche aufgrund des niedrigen Sauerstoffanteils in der Luft und der Höhenkrankheit zum Aufgeben zwingt. Diese Gipfelbesteigung ist also eine enorme Belastung für den Körper – der Abstieg geht allerdings wesentlich zügiger, wenn man den Schmerz in den Beinmuskeln vergisst. (lacht)
 
Wie im richtigen Leben auch. Was raten Sie den Gipfelstürmern von morgen?
Dr. Bender: Wir selbst haben uns ein Jahr intensiv im Fitnesstudio auf die Tour vorbereitet. Genauso intensiv sollten alle großen Entscheidungen vorbereitet werden. Gebaut auf ein vernünftiges Fundament führen strategische Planung und schrittweises Vorgehen zum Erfolg und selbst kleine Niederlagen werfen uns nicht so schnell aus der Bahn. Dabei ist es auch wichtig, darauf zu achten, dass Leistungsgrenzen nicht dauerhaft überschritten werden und Entscheidungen nicht einfach gefällt, sondern von allen mitgetragen werden – nur so macht es jedem Spaß und der Erfolg stellt sich fast von selbst ein.
 
Wie wird es für Sie nach dem 31.Dezember dieses Jahres weitergehen? Freuen Sie sich auf die Zeit nach getaner Arbeit und werden Sie neue Projekte in Angriff nehmen?
Dr. Bender: Ich trete diese neue Phase mit gemischten Gefühlen an. Aber bis ich wirklich die Füße hochlegen kann, gibt es im Verband der Thüringer Wohnungswirtschaft noch einiges für mich zu tun. Zudem möchte ich mich gern im nächsten Jahr zur Aufsichtsratswahl aufstellen lassen, um der wbg auch über mein Ausscheiden hinaus weiterhin beratend zur Seite zu stehen. Ganz ohne die Wohnungswirtschaft geht es eben doch nicht: Ich habe hier in der wbg und in der Residenzstadt Gotha in den letzten Jahren tiefe Wurzeln geschlagen und fühle mich ihren Werten verbunden. Wie sagt man so schön: einen alten Baum verpflanzt man nicht.
 
Verraten Sie uns, Herr Dr. Bender, wie ist der Blick vom Gipfel?
Dr. Bender: So schön, dass man nicht wieder hinunter steigen möchte und den Abstieg nur schweren Herzens antritt. Man ist zufrieden, wenn das Haus gut geordnet ist und die Arbeit durch zwei hervorragende Vorstände auf Grundlage der gemeinsam erarbeiteten Strategie fortgeführt wird.
 
Schön, wenn man stolz auf das blicken kann, was man alles erreicht hat. Wir wünschen Ihnen, dass Sie zufrieden in die Vergangenheit und Zukunft blicken und mit viel Elan die noch ausstehenden Projekte ihres Lebens in Angriff nehmen. Soviel wir wissen, werden Sie schon bald den nächsten Gipfel in Angriff nehmen. Viel Erfolg dabei und danke für das Gespräch.